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„Alles ist ein Suchen und Finden“
Sr. Thelma schaut auf eine bewegte Zeit als Ordensfrau zurück. Sie hat Missionsarbeit in Südafrika und Argentinien geleistet.
Beeindruckend sind die Stationen ihres Lebensweges, die Begegnungen mit Menschen fremder Kulturen, die Bedingungen, unter denen sie und ihre Mitschwestern in Südafrika und Argentinien gearbeitet haben. Entwicklungshilfe wollte Sr. Thelma leisten. Sie sagt, dass sie es ist, die von den Armen am meisten gelernt hat: „Die Menschen wissen, dass ich ihre Armut schätze.“
Sr. Thelma wollte Kinderpflegerin werden
Sr. Thelma wurde am 11. Juni 1938 in Lohr am Main geboren, ihr Taufname war Anna-Christina. „Ich bin ein Lohrer Mopper“, sagt sie. Mopper, das sind in Lohr die alteingesessenen „Löhrer“, davon gibt es heute nicht mehr viele. In der Oberen Schlossgasse wuchs sie auf zusammen mit ihrer jüngeren Schwester. In Lohr besuchte sie auch die „Mädlesschul“ am Kirchplatz und ging bei den Franziskanerinnen in die Mittelschule. Ihr Berufswunsch war, Kinderpflegerin zu werden.
1955 trat sie in Neustadt in unsere Kongregation ein. Am 3. Mai 1957 legte sie im Alter von 19 Jahren ihr Ordensgelübde ab. „Alles ist ein Suchen und Finden“ war ihr Lebensmotto und danach richtete sie ihre Schaffenskraft aus.
Im August 1957 ging es mit dem Schiff für Sr. Thelma nach Südafrika
Am 21. August 1957 ging Sr. Thelma nach Südafrika in unser Mutterhaus nach Oakford Priory in der Nähe der Stadt Durban. Damals ging die Reise per Schiff um noch weitere Koffer und Kisten mitzuliefern, die dort gebraucht wurden. Sr. Thelma war vielfältig interessiert und flexibel, sie bekam immer wieder andere Aufgaben zugeteilt. Sie wurde in verschiedenen Schulen eingesetzt, Schulen für Weiße, für Kinder der afrikanischen Stämme, für Inder. Alles war streng getrennt: „Es war ja Apartheid“, sagt sie.
Sr. Thelmas große Freude war die Hauswirtschaft. Nach ihrer Ausbildung als Hauswirtschaftslehrerin unterrichtete sie an verschiedenen Schulen junge afrikanische, indische und europäische Frauen in allem, was zu einer guten und sinnvollen Haushaltsführung gehört. Die Mädchen lernen dort alles, was sie für ihr späteres Leben brauchten.
Von 1962 bis 1965 hat Sr. Thelma Lehramt studiert. Sie fing an, Zulus zu unterrichten, legte mit ihnen einen Garten an, kochte am offenen Feuer.
In Argentinien leistete Sr. Thelma Pionierarbeit - Es gab nichts, außer subtropischen Urwald.
Bis 1974 blieb Sr. Thelma in Südafrika, dann bekam sie den Auftrag, nach Argentinien zu gehen. Pionierarbeit erwartete sie dort. Es gab nichts, außer subtropischen Urwald. „Da mussten wir erstmal ein Häuschen bauen“, erzählt sie. Ein Arzt schenkte den Schwestern ein Stück Land, mit Unterstützung von Adveniat bauten sie dort eine Station auf. Schwester Thelma blieb den Schulprojekten treu: Sie erstellte Programme für 16 Schulen, arbeitet in acht von ihnen.
Fast zehn Jahre lang war sie hauptsächlich im Schulwesen, in der Familienarbeit und Katechese tätig. Dies war für Sr. Thelma ein besonderer Lebensabschnitt und begeistert erzählt sie von ihrem Einsatz für Kinder aus ärmsten Familien.
Im Reha-Zentrum Haus St. Michael wirkte Sr. Thelma zehn Jahre
Über Flörsheim am Main und Stationen in England kam Sr. Thema wieder zurück nach Neustadt. Fast zehn Jahre wirkte sie im Reha-Zentrum Haus St. Michael. Dort begleitete sie mit ihrem haushaltstechnischen Sachverstand und ihren praktischen Fähigkeiten die Rehabilitanden zu einem selbstverantworteten und strukturierten Leben.
2002 kam sie zum Jugendhaus Volkersberg und 2010 wurde sie in unser Kloster nach Dieβen am Ammersee versetzt. Hier half Sr. Thelma im Haushalt und in der Küche und nahm die Gelegenheit war, sich für Hospizarbeit ausbilden zu lassen und war im Hospizdienst tätig.
Auch im Ruhestand keine Ruhe: Sr. Thelma besuchte die Schwestern im Seniorenzentrum St. Martin
Am 28. April 2018 kehrte sie nach Neustadt zurück. Eine Zeitlang lebte sie wieder in ihrer Heimatstadt Lohr im Betreuten Wohnen bei Advita. Der regelmäßige Besuch unserer Schwestern im Caritas Seniorenzentrum St. Martin in Lohr war ihr dabei ein neues und sie erfüllendes Apostolat geworden. Freundschaftlicher Kontakt mit Menschen war und ist ihr ein Anliegen.
Im Januar 2023 zog Sr. Thelma zusammen mit den Schwestern aus dem Kloster in Neustadt in die Seniorenresidenz Kist um. Dort feierte sie ihren Geburtstag am Sonntag, 11. Juni im Kreis ihrer Mitschwestern.
Text Martina Schneider
Fotos Sr. Marie-Luise Faupel OP