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„Ihr werdet uns fehlen!

Mit einem Pontifikalamt in der Abteikirche St. Michael und St. Gertraud wurden die Neustadter Dominikanerinnen am Dreikönigstag verabschiedet.

Es war ein ganz besonderer Gottesdienst in der Abteikirche St. Michael und St. Gertraud in Neustadt am 6. Januar mit dem die Dominikanerinnen der hl. Katharina von Siena von Oakford/Natal am Hochfest "Erscheinung des Herrn" verabschiedet wurden.

Ein bewegender Gottesdienst und von tiefstem Herzen kommender Dank

Viele Menschen waren gekommen, die mit den Schwestern verbunden sind, es wurde gelacht, es wurde geklatscht aber auch geweint in der Neustadter Pfarrkirche während des zweistündigen Hochamts und der vielen, von Herzen kommenden Gruß- und Dankesworte, die sich anschlossen.

„Es ist leicht, danke zu sagen aber schwer, Abschied zu nehmen“, sagte Pfarrer Sven Johannsen, der den Neustadter Dominikanerinnen verbunden ist. Seit über 1250 Jahren ist Neustadt geprägt von geistlichem Leben und Wirken. Johannsen beschrieb Neustadt als eine der "geistlichen Keimzellen des Bistums Würzburg". „Sie haben diesen Ort geprägt, haben Freundschaften und Beziehungen in den Gemeinden gepflegt, sich um diese Kirche gesorgt, das geistliche Leben befruchtet. Es tut uns, die wir zurückbleiben, wahrscheinlich genauso weh wie Ihnen, die jetzt aufbrechen.“

Schwester Dagmar erzählte kurzweilig die Geschichte der Dominikanerinnen

Ja, das haben die Missionsdominikanerinnen, die 1909 an einen Ort mit einer reichen Tradition kamen. Schwester Dagmar Fasel OP nahm die Gottesdienstbesucher mit auf eine interessante und kurzweilige Reise durch die bewegte Geschichte des Klosters.

„Neustadt war ein Ort der Sammlung und Sendung“, sagte sie und berichtete, dass ab dem Jahr 1910 405 Schwestern im Missionshaus St. Josef in Neustadt in den Orden eingetreten seien. „Sie stammen aus allen deutschen Gegenden und benachbarten europäischen Ländern, 123 Schwestern kamen aus der Diözese Würzburg.“ In der Zeit ab 1910 wurden 294 Schwestern von Neustadt aus in die Missionsgebiete Südafrika und Argentinien ausgesandt, 27 Schwestern wurden nach England und 21 Schwestern nach Kalifornien (USA) gesandt. Und nun werden die 13 Schwestern vom Missionshaus St. Josef in Neustadt ausgesandt in die Seniorenresidenz Kist um dort ihr Apostolat zu leben.

Gold, Weihrauch und Myrrhe legten die Schwestern in die Krippe

Es gehöre zur Tradition der Dominikanerinnen, nicht an feste Orte oder Klöster gebunden zu sein, sagte Schwester Dagmar. Gemeinsam mit Schwester Marie-Christopher Wehner OP legte sie vor dem Christuskind in der Krippe als Symbol für die Gaben der Sterndeuter goldene Professringe, Weihrauch und Myrrhe ab – die Ringe der Schwestern für die Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums und als Zeugnis für das Leben in Gemeinschaft, Weihrauch als Symbol für das Gebet und Gotteslob, Myrrhe als Heilmittel und Zeichen der Vergänglichkeit.

„Gottes Wege sind anders sind als wir planen und meinen“

„Es gilt, in dieser Stunde nicht zu klagen. Es gilt, Danke zu sagen“, sagte Weihbischof Ulrich Boom, der das Pontifikalamt feierte. Viele Menschen hätten durch die Missionsdominikanerinnen Halt und Orientierung erhalten. Das Hochfest „Erscheinung des Herrn“ sei ein Tag der Ermutigung, so der Weihbischof in seiner Predigt, denn bereits „die Sterndeuter haben auf ihrem Weg lernen dürfen und müssen, dass Gottes Wege anders sind als wir planen und meinen“, sagte er. „Ihr habt Großes getan in der Vergangenheit hier in Neustadt. Warum soll das nicht Groß sein, was nun ansteht?“, gab der Weihbischof zu bedenken. „Habt Vertrauen in dem, der nicht wie wir so oft auf das setzt, was wir im Kopf tun in der Tasche haben, sondern auf das Herz.“

„Unsere Schwestern waren uns Wegbegleiterinnen durch ihr Gebet, ihre Gespräche und Aufmerksamkeit für unsere Lebenssituationen“, das zeigten die besonderen Fürbitten der Frauen aus der Gemeinde.

„Danke für Ihre unglaubliche Großzügigkeit und Treue für unsere Schwestern“

Kongregationspriorin Schwester Paula-Mary van der Walt OP dankte allen Unterstützern des Klosters „für Ihre unglaubliche Großzügigkeit und Treue für unsere Schwestern und die Mission“. Ohne diese wäre es den Schwestern unmöglich gewesen, ihren Dienst für die Menschen auszuüben. „Für unsere Schwestern ist nun die Zeit gekommen, ihre Lebensreise in einem neuen Raum, an einem neuen Ort und in einer neuen Zeit fortzusetzen. Wenn wir das Missionshaus St. Josef in Neustadt verlassen, bewahren wir Sie in unseren Herzen und versprechen Ihnen, Sie im Gebet zu unterstützen“, sagte sie mit der Hand auf ihrem Herzen.

„Wir gehen mit einem weinenden Herzen, dankbar für all das Gute, das wir an diesem Ort erfahren haben“, sagte Provinzoberin Schwester Christiane Sartorius OP. Doch habe sich die Situation in Kirche und Gesellschaft verändert. So wie Abraham der Weisung Gottes gefolgt sei, so folgten die Schwestern nun dem Stern, wenn nicht freiwillig, so doch bereitwillig. „Wir gehen mit der dankbaren Gewissheit, dass nichts umsonst war, dass Neustadt und die Menschen hier uns Heimat waren und uns getragen haben.“

„In Gedanken und im Gebet bleiben wir verbunden“

„Tief bewegt von so vielen guten Worten der Wertschätzung sagen wir aus tiefstem Herzen Vergelts Gott“, sagte Priorin Schwester Hilke Stenner OP im Namen der scheidenden Schwestern. „Trotz des inneren Schmerzes spüren wir eine innere Energie, auch in zunehmendem Alter als Dominikanerinnen unser Charisma zu leben und neu zu entdecken. Mit den wohltuenden Gaben des heutigen Gottesdienstes gehen wir reich beschenkt mit der neuen Sendung nach Kist.“

Für die Pfarrgemeinde bedankten sich drei Neustadter Frauen mit dem Lied „Dein Wort ist wie ein Lichtstrahl“ herzlich für das gute Miteinander auf dem gemeinsamen Weg. „Ihr fehlt uns in Neustadt und Erlach, doch in Gedanken und im Gebet bleiben wir verbunden.“

"Die Schwestern werden uns fehlen in Neustadt", sagte Peter Gowor, Kommandant der Neustadter Feuerwehr. Als Mitglied des Neustadter Gemeinderats überbrachte er die Grußworte von Bürgermeister Stephan Morgenroth und fügte seine eigenen an. Er erzählte, dass die Neustader Floriansjünger seit vielen Jahren im Sommer die Senioren und auch die Schwestern zum gemeinsamen Beisammensein hoch zum Forsthaus Aurora fuhren. „Es war immer schön, wenn wir Sie wieder zurückbrachten ins Kloster und sie glücklich und zufrieden aus dem Bus ausstiegen“, sagte er sichtlich bewegt an die Schwestern gewandt und bot ihnen an, sie zukünftig auch in Kist abzuholen, „naus die Aurora“ zu fahren und auch sicher wieder heimzubringen in die Seniorenresidenz.

Zur Erinnerung: Ein Foto des Klosters, eingebettet in die Gemeinde

„Das Kloster ist die Keimzelle geistlichen und spirituellen Lebens unserer Region“, sagte Rudolf Madre, der als Pfarrgemeinderatsvorsitzender Abschied nahm von den Schwestern. „Das Kloster und seine Schwestern waren für unsere Gemeinde immer eine Bereicherung und ein Segen. Danke für die vielen Dienste und die Unterstützung, die Sie uns und unserer Gemeinde geleistet haben.“ Als Erinnerung an Neustadt bekamen die Schwestern ein Bild des Klosters, eingebettet in die Gemeinde. Ein Album mit Erinnerungsfotos und Grüßen von Neustadter und Erlachern sei in Arbeit, sagte Madre.

„Bis wir uns wiedersehen halte Gott Euch fest in seiner Hand“

Obwohl sie ihre Dankesworte in eine launige Rede verpackt hatte, war auch Helene Brehm, der Kirchenpflegerin von Erlach-St Johannes der Täufer anzusehen, wie schwer ihr der Abschied fiel. Als Kind habe sie der Weg zu den Großeltern stets durch den Klosterhof geführt, ihre Mutter habe alle Schwestern beim Namen gekannt. „Man war eine große Familie, so habe ich es empfunden“, sagte sie. Der Fußabdruck, den die Schwestern in Neustadt hinterlassen sei groß. „Viele gute Gespräche, ein Lächeln, die Begegnungen und die Weltoffenheit der Schwestern werden uns fehlen. Wir wünschen Euch, dass Ihr in Kist eine neue Heimat findet und bis wir uns wiedersehen halte Gott Euch fest in seiner Hand.“

Der Gottesdienst wurde musikalisch begleitet von der Kantorei Sankt Michael und Dekanatskantor Alfons Meusert an der Orgel.

Text & Fotos Martina Schneider

Lesen Sie hier den Bericht des POW