Zum Hauptinhalt springen
Suchformular

Aktuelles

Dominikanerinnen verlassen Neustadt und ziehen in Seniorenresidenz Kist

Die Dominikanerinnen der Heiligen Katharina von Siena von Oakford/Natal verlassen das Missionshaus St. Josef in Neustadt Anfang 2023 und ziehen in die Seniorenresidenz Kist (bei Würzburg) um.

Wie in vielen Ordensgemeinschaften in Deutschland und Westeuropa fehlt auch den Neustadter Dominikanerinnen der Nachwuchs. Aktuell leben in dem großen Kloster am Main 13 Schwestern, die jüngste ist 76, die älteste 93 Jahre alt.

Damit geht eine mehr als 100jährige Geschichte in Neustadt zu Ende. 1909 kamen die Schwestern nach Neustadt, um hier ein Ausbildungshaus für künftige Ordensfrauen zu eröffnen, die in die Mission nach Südafrika gesendet werden sollten.

Im Gespräch mit Sr Christiane Sartorius OP, Provinzpriorin für Deutschland wird deutlich, dass sich die Dominikanerinnen die Entscheidung über ihren Weggang aus Neustadt nicht leicht gemacht haben und dass der Prozess viele Jahre lang dauerte.
 

Die Entscheidung, dass die Schwestern aus Neustadt weggehen kam für Außenstehende vielleicht überraschend, für Sie war das jedoch eine logische Konsequenz - Warum?

Sr. Christiane: „Unsere dominikanische Konstitution besagt, dass die Ordensleitung dafür Sorge zu tragen hat, dass die Schwestern versorgt sind und ein Ordensleben führen können. Miteinander beten, essen und arbeiten. Sie müssen auch eine Aufgabe haben - das Apostolat - und ihre Berufung als Dominikanerin leben können bis zum letzten Atemzug.

Unser Ziel war es, einen Ort zu finden, an dem die Schwestern als Gemeinschaft bleiben und in Gemeinschaft leben können und jemand anders die Sorge für ihre Gesundheit und die Pflege übernimmt. Das war so im Kloster in Neustadt leider nicht mehr möglich – trotz unseres wunderbaren Personals.“
 

Was braucht es, um so einen vielschichtigen Prozess zu einem guten Abschluss zu bringen?

Sr. Christiane: „Wir setzen uns bereits seit Anfang des Jahres 2012 mit der Entwicklung unserer Ordensgemeinschaft auseinander und überlegen, wie sieht unser Weg in die Zukunft aus? Anfang 2012 waren wir 48 Schwestern in Deutschland, heute sind es noch 26. In den vergangenen zehn Jahren hat sich auch der Orden verändert, Schwestern wurden krank, sind gestorben.

Auf dem ganzen Weg, den wir seit 2012 gegangen sind, haben wir immer gemerkt, dass Gott an unserer Seite ist. Wir hatten Hilfe und Unterstützung von außen, hatten vertrauenswürdige Berater, die uns begleitet haben und mit uns zusammen die Schritte gegangen sind, die notwendig waren um die Frage zu beantworten: Wie geht unser Weg als Ordensgemeinschaft in die Zukunft?

Wir sind ja nicht die einzige Ordensgemeinschaft, die in einer solchen Situation ist. Es ist ein Prozess, den man durchgehen muss.

Unabhängig davon haben wir auch überlegt, wie könnte das Kloster in Neustadt anders genutzt werden? Das wäre auch in Teilen möglich gewesen und die Schwestern hätten in einem Trakt bleiben können. Doch hier haben wir leider während der vergangenen zehn Jahre niemanden gefunden, der einsteigen wollte.
 

Wie kamen Sie auf die Seniorenresidenz Kist?

Sr. Christiane: „Unser ursprünglicher Plan war, dass die Schwestern als Gemeinschaft ins Caritas Altenheim St. Martin nach Lohr umsiedeln. Dort sind bereits sechs pflegebedürftige Schwestern untergebracht. Leider war eine gemeinsame Unterbringung der 13 Neustadter und zwei weiterer Schwestern in St. Martin nicht möglich.

Deshalb mussten wir eine Entscheidung treffen um den Schwestern auch wieder Ruhe und Sicherheit zu geben. Sie hatten teilweise Angst pflegebedürftig zu werden und dann vielleicht in Lohr keinen Platz zu bekommen, weil das Altenheim keine Patienten mehr aufnimmt. Die Schwestern waren beunruhigt und auch unsicher. Wir mussten was tun um ihnen wieder Sicherheit zu geben.

Als sich nun die Möglichkeit in der Seniorenresidenz Kist aufgetan hat, alle 15 Schwestern gemeinsam aufzunehmen, haben wir uns für den Umzug entschieden. In der privat geführten Einrichtung können die Schwestern gemeinsam auf einer Etage in Wohngruppen leben und werden entsprechend ihrer Pflegegrade betreut.“


Was bedeutet „Oakford in Germany“

Sr. Christiane: „,Oakford in Germany‘ so haben wir den Prozess überschrieben mit dem die Schwestern ihr Ordensleben in einer neuen Umgebung gestalten werden. Unterstützung erfuhren wir dabei von einer Schwester einer anderen dominikanischen Gemeinschaft, die uns – mit dem Blick von außen - begleitet und die einzelnen Schritte strukturiert hat, die nun zu gehen sind.

Jede Schwester konnte sich selbst ihr Zimmer in der Seniorenresidenz aussuchen. Die Mitarbeiter aus Neustadt begleiten ihre Schwestern und unterstützen sie beim Packen und beim Einrichten im neuen Domizil. Jede Schwester wird begleitet, keine alleine gelassen mit der Aufgabe des Umzugs.

Der Prozess geht jedoch auch nach dem Umzug weiter. Dann gilt es im nächsten Schritt für jede Schwester zu schauen, was ist ihr Apostolat, ihre neue Aufgabe, denn wir bleiben Ordensfrauen bis zum letzten Atemzug.“


Wird es weiterhin einen gemeinsamen Ankerpunkt für die Schwestern geben?

Sr. Christiane: „Wir sind eine Missionskongregation. Unser dominikanisches Leben oder ,Oakfoad Charisma‘ ist nicht gebunden an einen Ort. Es war bisher Neustadt aber es hängt nicht an Neustadt.

Zukünftig wird nun die Seniorenresidenz Kist der Ankerpunkt für die Schwestern in Deutschland sein. Wir werden dort auch eine kleine Kapelle haben in der wir Gottesdienste feiern können. Wir haben dort auch Gemeinschaftsräume in denen wir zusammenkommen können.


Wie kann es gelingen, die Gemeinschaft weiterhin aufrecht zu erhalten?

Sr. Christiane: „Indem man das Leben teilt, zusammen betet, zusammen isst und sich gemeinsam austauscht. Das haben wir in Neustadt gemacht und genau das werden wir jetzt auch in Kist tun.“


Gibt es schon eine Perspektive für das Kloster in Neustadt?

Sr. Christiane: „Leider nein, für das Kloster in Neustadt gibt es aktuell noch keine neue Perspektive. Unsere Verwaltung der Fränkischen Provinz der Dominikanerinnen wird weiter ihren Sitz in Neustadt haben. Zudem stehen wir in Kontakt mit Fachleuten, die auch andere Ordensgemeinschaften bei der Suche nach einer neuen Nutzung ihrer Klöster unterstützen.“

 

Text & Fotos: Martina Schneider