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Sie wollte in die Mission

Sr. Liboria Menke OP

Am 26. März feierte Sr. Liboria Menke OP ihren 90. Geburtstag im Kloster Neustadt im Kreise ihrer Mitschwestern. Geboren wurde Sr. Liboria am 26. März 1931 als Maria Theresia Menke in Eissen, einer kleinen Gemeinde in der Warburger Börde. Nach dem Tode ihrer Mutter und Wiederheirat ihres Vaters zog die Familie 1933 nach Paderborn, wo sie mit acht Geschwistern aufwuchs. Einen Tag nach ihrem 14. Geburtstag verlor ihre Familie beim Bombenangriff auf Paderborn all ihr Hab und Gut. „Wir hatten nur noch das, was wir am Leib trugen“, erinnert sich die 90-Jährige. Ihr Vater war an der Westfront, später in Gefangenschaft.

"Mir war immer, als hätte eine Segenshand über mir gestanden"

„Es war eine harte Zeit“, erzählt Sr. Liboria. „Aber mir war immer, als hätte eine Segenshand über mir und meiner Familie gestanden.“ Die Härte der Nachkriegszeit, die Not der Menschen und der Wunsch, in einer näheren Beziehung zu Gott zu leben und für die Menschen da zu sein, ließ ihren Entschluss zu einem Leben in einem Orden reifen. Sie wandte sich an das Kloster Neustadt und wurde eingeladen.

Die aus Neustadt-Erlach stammende und kürzlich verstorbene Sr. Jacinta Grübel OP habe ihr damals die Tür geöffnet. Eine schicksalhafte Begegnung, wurde Sr. Jacinta doch ihre spätere Wegbegleiterin in Südafrika. Am 31. Juli 1951 traf Sr. Liboria im Missionshaus St. Josef in Neustadt ein, obwohl sie erst am 1. August hätte da sein müssen. „Ich wollte auf gar keinen Fall zu spät kommen“, sagt sie lachend. Denn ihr Ziel stand fest: „Ich wollte in die Mission.“ Nach ihrem Noviziat trat sie am 14. Oktober 1953 die Reise mit dem Schiff nach Südafrika an.

Sr. Liboria lebte und arbeitete 19 Jahre lang in Südafrika ...

In Greytown, einer Kleinstadt am Fuß der Drakensberge in der Provinz Natal, studierte sie Musik und erwarb ihr Lizentiat als Musiklehrerin. Außerdem unterrichtete sie in den Schulen des Konvents Musik, Deutsch und Religion. 19 Jahre lang lebte und arbeitete Sr. Liboria in den Einrichtungen der Dominikanerinnen der heiligen Katharina von Siena in Südafrika. Ihre Kreativität blieb der damaligen Generaloberin nicht verborgen und so schickte sie Sr. Liboria 1971 nach Rom, wo der Orden ein Pilgerhaus eröffnete. Dort half sie unter anderem bei der Versorgung der Gäste. Außerdem durfte sie an der „Akademia di belle Arti“ Bildhauerei studieren.

1975 kehrte Sr. Liboria nach Neustadt zurück. Zuerst war sie als Praktikantin in der Ergo- und Musiktherapie im Bezirkskrankenhaus in Lohr tätig, bis sie ab 1977 im Reha Zentrum St. Michael in Neustadt 33 Jahre lang als Kunst-, Musik- und Gesprächstherapeutin mit großem Engagement leitete.

... und 33 Jahre im Reha Zentrum St. Michael in Neustadt

Im Kreativen Arbeitstraining lehrte sie die Rehabilitanden mit verschiedensten Materialien, wie Seide, Stoff, Ton umzugehen und mit Acryl und Aquarell zu malen. Sie studierte mit den Rehabilitanden Theaterstücke ein und entwickelte Schatten- und Marionettenspiele mit selbstgemachten Marionetten und Gestaltung von Bühne und Kostümen.

Diese Zeit sei ein wichtiger Abschnitt in ihrem Leben gewesen, erzählt sie. „Die Arbeit im Reha-Zentrum hat mich viel gelehrt und mir die Augen geöffnet für den Wert der von Gott geschenkten menschliche Würde und unsere eigene Zerbrechlichkeit. Es war ein ständiges Geben und Beschenktwerden zugleich.“

Im Sommer 2010 gab sie die Arbeit im Reha-Zentrum auf. „Nun habe ich Zeit für die Kunst und alles, was früher zurückstehen musste und ich genieße es“, erzählt sie. Sie malt, musiziert und geht gerne auf einen Spaziergang rund ums Kloster. 40 Jahre lang spielte sie die Orgel in der Neustädter Pfarrkirche. Außerdem leitete Sie den Neustädter Kirchenchor. Mit dem Blumenschmuck im Haus findet ihre Kreativität noch eine letzte Ausdrucksmöglichkeit.

Lesen Sie hier den Artikel von Gisela Büdel, der zum 90. Geburtstag von Sr. Liboria in der Main Post erschienen ist.