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Sr. Paula hat ein offenes Ohr für Jungs in Schwierigkeiten

Sr. Paula Hinxlage OP unterstützt Jungen in Schwierigkeiten und bietet ihnen ein offenes Ohr und einen Raum, in dem sie sich sicher fühlen können.

Zwar ist Sr. Paula Hinxlage schon mindestens zweimal in den Ruhestand gegangen, doch hat sie das nicht davon abgehalten, sich als Freiwillige für problembelastete Jungen einzusetzen, die im „Girls and Boys Town“ in Magaliesburg, Südafrika, untergebracht sind.

Der Campus in Magaliesburg beherbergt ausschließlich Jungen. Die Mitarbeiter:innen bieten Sozialarbeit, Beratung und sportliche Aktivitäten an, und die Jungen besuchen - so weit als möglich - den regulären Unterricht in den lokalen Schulen.

Die Arbeit mit den Jungen habe auch ihr eigenes Leben verändert, sagt Sr. Paula. Als sie zum ersten Mal von der Kongregationsleitung nach Magaliesburg entsandt wurde, war es für sie nicht einfach, einen Fuß in die Tür zu bekommen, um sich freiwillig für die Arbeit mit den Jungen zur Verfügung zu stellen. Heute sind die Zeiten anders und die Mitarbeiter:innen begrüßen ihren Einsatz den Sr. Paula zum allgemeinen Wohlbefinden der Jungen in ihrer Obhut leistet.

Zunächst betreute Sr. Paula die Jungen einige Stunden beim Lernen. Jetzt, in einer neuen Phase, bietet sie bis zu drei Jungen gleichzeitig einen sicheren Raum, um beispielsweise an einem Puzzle zu arbeiten, etwas mit Lego zu bauen, etwas aus Ton zu formen, einen Weihnachtsbaum zu schmücken, in ihrer Bibliothek zu stöbern, verschiedene Brett- und Gedächtnisspiele oder Karten zu spielen und mit ihr über ihre Familien zu sprechen.

Sie findet heraus, was die Jungen gerne tun, wenn sie Zeit mit ihr in einem Raum verbringen, den ihr die Dominikanerinnen für ihre Arbeit zur Verfügung stellen. Die Jungen können alles tun, was sie interessiert, wenn sie zu ihr ins Zimmer kommen - solange es nicht destruktiv ist. Ihre offene Tür zeigt an, dass sie verfügbar ist!

Alle Jungen wurden vom Sozialamt an „Girls and Boys Town“, einen Ort der Sicherheit überwiesen, weil sie in einem verarmten und destruktiven Umfeld lebten. Sie werden zu ihrem eigenen Schutz in dieser Einrichtung untergebracht, wenn es zu Hause keine Betreuungsperson gibt.

Sie sind verletzlich, einige von ihnen nehmen Medikamente, um psychiatrische und psychologische Probleme zu bewältigen. Oft haben sie in ihrer ursprünglichen Umgebung Gewalt, Ablehnung und Missbrauch erfahren. Einige von ihnen waren selbst in sehr destruktive Aktivitäten verwickelt. Einige sind der Gefahr entkommen, getötet oder verletzt zu werden, und haben miterlebt, wie Familienmitglieder erschossen wurden.

Obwohl es gängige Praxis ist, nicht mehr als zwei oder drei Jungen pro lokaler Schule unterzubringen, werden die Jungen manchmal stigmatisiert, nur weil sie in „Girls and Boys Town“ leben. Aus dieser Sicht arbeitet das System weiterhin gegen sie. „Dennoch", sagt Sr. Paula, „sind sie auf ihre Weise Überlebende, und wenn sie es für nötig halten, kämpfen sie weiter gegen das System, ob gut oder schlecht, und fürchten nichts. Sie gehen auf dem Dach spazieren, fangen Schlangen, handeln mit Drogen, stehlen. Einige waren in Diebstähle verwickelt, um Geld für Drogen zu beschaffen. Einige sind von der Schule verwiesen worden. Einer befindet sich derzeit in einem Jugendgefängnis, ein anderer starb auf der Straße an einer Überdosis Drogen. Es gibt so viele herzzerreißende Geschichten von diesen Jungen, weil das Leben sie so hart getroffen hat. Doch wenn sie ihre Führungsqualitäten in positive Bahnen lenken, können sie anderen helfen und ihnen entgegenkommen.

Aller Herausforderungen zum Trotz gibt es auch gute Nachrichten, auch wenn sich die Ergebnisse erst später zeigen. Ehemalige Boys Town-Jungen haben bereits eine erfolgreiche Beschäftigung gefunden, einige führen inzwischen sogar ihr eigenes Unternehmen.

Einer der jetzigen Jungen ist mit Hilfe von Sr. Paulas Bibliothek zu einem begeisterten Leser geworden und hat große Berufswünsche nach der Schule. Ein anderer Junge bestand seine Prüfungen dank der zusätzlichen Hilfe, die er von Sr. Paula erhielt, obwohl man ihm ein Scheitern voraussagte! Einige Jungen können ihre eigene Familie besuchen, andere sind in Pflegefamilien untergebracht.

Wie überall im Land beeinträchtigte die Corona-Pandemie den regulären Schulunterricht sehr, monatelang lang war aufgrund der Covid-Beschränkungen kein Schulbesuch möglich. Als die Schulen wieder geöffnet wurden, bedeuteten die Beschränkungen in Bezug auf die soziale und physische Distanz in den Klassenzimmern, dass die Jungen die Schule an abwechselnden Tagen oder nur ein paar Mal die Woche statt täglich besuchten.

Obwohl sie ihre Zeit außerhalb der Schule mit Lernen verbringen mussten, bedeutete dies in Wirklichkeit, dass die Jungen mehr Zeit für sich selbst hatten, die nicht immer angemessen beaufsichtigt und strukturiert war. Bildungsbehörden und Kinderpsychologen weltweit haben auf die Auswirkungen der Covid-Beschränkungen auf die Bildung und die psychische Gesundheit von Kindern aufmerksam gemacht.

„Man kann das System nicht ändern", sagt Sr. Paula, „aber ich kann Einzelnen helfen. Ich sehe ihre Kämpfe, nicht immer die Erfolge".

Ehe sie sich in „Girls and Boys Town“ engagierte, arbeitete Sr. Paula eine Zeit lang als Freiwillige an einer örtlichen Grundschule in Magaliesburg und half Schülern, die Schwierigkeiten beim Lesen hatten. Ein ehemaliger Schüler von Sr. Paula an der „St. Xavier's School“ in KwaZulu Natal, an der sie unterrichtet hatte, löste ein Versprechen ein, das er ihr schon oft gegeben hatte: Er stellte der örtlichen Grundschule ein mobiles Klassenzimmer zur Verfügung, das aus zwei Räumen bestand.  Einen davon nutzte sie einige Jahre lang für ihre Nachhilfestunden mit den Schülern, die sie erst einstellte, als die Covid-Sperrmaßnahmen dem ein Ende bereiteten.