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„Diese Auszeichnung ist mir eine große Ehre“

Sr Theresita OP wurde ausgezeichnet…

… mit der Urkunde der Sudetendeutschen Landsmannschaft

… und dem Ehrenzeichen

Bei der Verleihung: Sr Theresita und Günther Wytopil, Landschaftsbetreuer Oberes Adlergebirge

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft zeichnete Sr Theresita Wanitscheck OP für „langjährige und hervorragende Dienste für Heimat und Volksgruppe“ im Oktober 2021 beim Heimattreffen einer Wallfahrt zur Versöhnung mit dem Großen Ehrenzeichen aus.

Die Verantwortlichen würdigten mit der Auszeichnung Sr Theresitas langjähriges Engagement im Verein Heimatlandschaft Adlergebirge für das sie bereits im Jahr 2018 die Goldene Ehrennadel des Vereins der Adlergebirgler erhalten hatte.

„Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel und sie ist mir eine große Ehre“, sagt Sr Theresita, man merkt ihr an, wie gerührt und wie stolz sie auf diesen Dank ist, den sie bei weitem nicht erwartet hatte.

Die Auszeichnung sei auch deshalb etwas ganz Besonderes, weil sie sich mit dem Sudetenland verbunden fühle, sagt Sr Theresita. „Alle meine Ahnen haben dort gelebt und gewirkt und die Menschen haben dort über 700 Jahre lang eine Kulturlandschaft geschaffen mit Kulturdenkmälern die auch von den jetzigen Einwohnern geschätzt und erhalten werden.“

Sr Theresita wurde in Wichstadtl im Adlergebirge in Ostböhmen (Es liegt im ehemaligen deutschen Sprachgebiet Böhmens, dem Sudetenland, ca. 180 km östlich von Prag der Hauptstadt der Tschechischen Republik) geboren und musste schon als Zwölfjährige mit ihrer Mutter über nacht von Haus und Hof fliehen. Am 1. August 1952 trat sie in Neustadt in den Orden der Dominikanerinnen der Heiligen Katharina von Siena von Oakford/Natal ein.

Nach vielen Jahren in der Mission in Südafrika kehrte Sr Theresita 1981 schließlich wieder nach Deutschland zurück. Seit 1988 engagiert sie sich im Verein Heimatlandschaft Adlergebirge. Anfangs unterstützte sie die damalige Ortsbetreuerin, bereitete Andachten und Gottesdienste vor und organisierte die regelmäßigen Heimattreffen der Vertriebenen.

2006 übernahm sie das Amt der Ortsbetreuerin für die vier Heimatgemeinden: Wichstadtl, Petersdorf, Wöllsdorf und Zöllnei. Sie hält Kontakt zu den ehemaligen Bewohnern dieser Gemeinden und zu den nachgeborenen Generationen. So betreut die Ordensfrau über 350 Menschen aller Altersgruppen in ganz Deutschland von Hamburg über Berlin bis Stuttgart, in Österreich und sogar in den USA.

„Ich schreibe Briefe, maile und telefoniere mit den Menschen, erkundige mich, wie es geht, gratuliere zu Geburtstagen und Jubiläen“, erzählt sie. Meist sei es auch einfach nur schön, im heimatlichen Dialekt sprechen zu können. Dieser verschwindet aber leider nach und nach, was Sr Theresita sehr bedauert. Deshalb ist es ihr ein Bedürfnis, diesen Dialekt zu pflegen so lange es geht.

Über viele Jahre hinweg hat Sr Theresita inzwischen ein umfangreiches Archiv angelegt mit Namen, Kontaktdaten, Geburts- und anderen besonderen Tagen. So erfährt sie auch viele Neuigkeiten aus der ehemaligen Heimat und schreibt diese für die Zeitschrift „Mei Heemt“ (Meine Heimat) auf, die vierteljährlich an die Heimatvertriebenen versendet wird und diese so über ihre ehemalige Heimat und die Geschehnisse dort informiert.

Wie man sich denken kann, ist Sr Theresitas Arbeit sehr zeitaufwändig aber wichtig für die Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch über nacht ihre Häuser verlassen mussten und teilweise sehr Schlimmes erfahren haben.

Einmal im Jahr treffen sich die Heimatvertriebenen. „Das große Treffen Grulicher Ländchen findet jährlich in Giebelstadt bei Würzburg statt, das Ortstreffen meiner Heimatgemeinde Wichstadtl ist immer am zweiten Wochenende im September in Bürgstadt bei Miltenberg, weil dort die meisten Heimatvertriebenen wohnen“, erzählt Sr Theresita.

Bei diesen Treffen wird bekannt gegeben, was in der ehemaligen Heimat gemacht wurde. Es wird der Verstorbenen gedacht und das Heimatlied gesungen. „Kaiser-Kermes-Treffen“ heißt das Treffen in Bürgstadt. „In Tschechien hatten wir laut Kaiser noch eine Extrakirchweih das war die Kaiser-Kermes und diese war auch ein extra Feiertag“, erzählt Sr Theresita. Deshalb habe man die Treffen danach benannt.

Über viele Jahre hinweg wurden in den Heimatgemeinden mit Gedenktafeln der Ermordeten und in den Weltkriegen Gefallenen gedacht. Mit den Bürgermeistern der Heimatgemeinden pflegt Sr Theresita eine gute Verbindung. „Wir sind und werden immer freundlich empfangen und unsere Wünsche wurden stets respektiert“, sagt Sr Theresita.

Sie weiß, dass die Vergangenheit schmerzhaft war aber auch abgeschlossen werden muss. „Schmerz war da und ist oft auch noch da. Er darf auch sein aber es darf keine Vergeltung geben“, sagt Sr Theresita. Im Lauf der Jahre hat sie viel Zuspruch erfahren und auch Versöhnung gespürt. „Meine Heimatgemeinde Wichstadtl ist auf dem Versöhnungsweg einmalig in den Begegnungen und im Miteinander.“

Ihren Heimatort Wichstadtl gibt es auch heute noch. „Früher war das mal ein Luftkurort, heute leben dort etwa 600 Menschen“, erzählt sie. Und in Wichstadtl steht der größte lebende Christbaum Tschechiens. Er ist über 25 Meter hoch und wird jedes Jahr festlich geschmückt.

Sr Theresita ist es ein großes Bedürfnis, dass durch den Kontakt mit den derzeitigen Bewohnern ihres Heimatortes Wichstadtl, Verbrechen und Missverständnisse der Vergangenheit durch gegenseitige Vergebung aufgearbeitet werden und dass Würde und die gegenseitige Anerkennung beider Volksgruppen ein friedvolles Zusammenleben in einem geeinten Europa ermöglichen.

Text: Martina Schneider, Freie Journalistin
Fotos: Martina Schneider, Ilse Höppe